Das Deutsche Reich, das zwischen 1939 und 1945 mit der halben Welt im Krieg lag, konnte diesen Krieg nur führen, indem es sich der Ressourcen der von ihm eroberten oder von ihm abhängigen Länder in Europa bemächtigte. Das galt für die Wirtschaft dieser Länder, für deren Rohstoff-, Devisen- und Goldvorräte, für militärtechnische Ausrüstung -und für Arbeitskräfte. 

In einem Kommentar in den "Mitteilungen der Landesversicherungsanstalt Oberfranken und Mittelfranken" hieß es 1983 im Zusammenhang mit solchen Arbeitskräften: 

"Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges und die damit verbundene Einberufung junger Menschen zu den Streitkräften und später durch Ausfälle infolge von

DerArbeitseinsatz Titelblatt der geheimen Zeitschrift des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, vom 30, Dezember 1944 mit der grafischen Darstellung der Beschäftigtenzahlen 1940 bis 1944 im Großdeutschen Reich. Die trotz stetiger Einberufungen von Millionen deutsch er Männer zum Kriegsdienst immer weiter steigenden Beschäftigten zahlen im Deutschen Reich resultierten nicht nur aus der Übernahme der besetzten ausländischen Gebiete, sondern auch aus den ständig zunehmenden Ausländer zahlen in der deutschen Wirtschaft. Diese heute nur noch in wenigen Exemplaren existierende Zeitschrift enthielt zahlreiche statistische An gaben auch zum Arbeitsamtsbezirk Wetzlar.
tabelle1 Die Tabelle wurde erstellt nach. "Der Arbeitseinsatz im Großdeutschen Reich" Nr. 10 vom 31. Oktober 1944 und Nr. 11/12 vom 30. Dezember 1944 (siehe gegenüberliegende Seite). Die Kriegsgefangenen-Zahlen stellen den Stand vom 15. August 1944 dar. Die Zivilarbeiter-Zahlen den Stand vom 30. September 1944.

Kampfhandlungen in der Zivilbevölkerung ergaben sich für die deutsche Wirtschaft erhebliche Probleme, für die auf Hochtouren laufende Produktion die notwendigen Arbeitsplätze zu besetzen. Daraus entstand die Notwendigkeit, die zunehmenden Lücken durch ausländische Arbeitskräfte aus allen besetzten Teilen Europas aufzufüllen. Erst recht traf dies zu bei Fortschreiten des Krieges. Immer mehr mußten ausländische Arbeitskräfte eingesetzt werden, weil das deutsche Arbeitskräftepotential nicht ausreichte. ...Hauptsächlich wurden jüngere, arbeitstüchtige und auch unter erschwerten Bedingungen belastbare ausländische Arbeitskräfte eingesetzt ..."

Im Zeitraum zwischen dem 15. August und 30. September 1944 waren im Gebiet des "GroBdeutschen Reiches" 7.906.760 ausländische Arbeitskräfte als "eingesetzt" gemeldet. Es waren 5.976.673 ausländische Zivilarbeiter - im Volksmund zumeist pauschal "Fremdarbeiter", amtlich auch "Wanderarbeiter", "Zivildienstpflichtige" oder "Dienstverpflichtete" genannt (bestimmte Volksgruppen wurden als "Ostarbeiter" und "Westarbeiter" bezeichnet) - und 1.930.087 Kriegsgefangene. Sie stammten aus 26 Ländern. Unter ihnen befanden sich 3.041.395 Sowjets und Ukrainer, 1.847.851 Polen, 1.246.388 Franzosen, 714.585 Italiener, 254.544 Holländer und 249.823 Belgier, sowie 648.385 "Schutzangehörige des Deutschen Reichs" und 74.305 "Staatenlose".

Hinzuzurechnen sind aber noch etwa 500.000 KZ-Häftlinge, im Laufe der ersten fünf Kriegsjahre Ermordete, aus Hunger, Schwäche und Krankheit Verstorbene, Geflüchtete, Abgeschobene (Kranke, Schwangere und Arbeitsunfähige ), nicht aus dem Urlaub Zurückgekehrte, sowie Tausende, vielleicht Zehntausende, die schon während der Deportationstransporte vor Hunger, Kälte und Krankheit umkamen. Es ist danach nicht unwahrscheinlich, dass insgesamt etwa 14 Millionen ausländische Arbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Deutschland Zwangsarbeit geleistet haben.!O "Europa arbeitete im Reich".
Reichsführer SS Heinrich Himmler hatte in diesem Zusammenhang in einer geheimen Rede vor dem Führerkorps der SS am 4. Oktober 1943 unter anderem bemerkt:  

"Ob die anderen Völker verrecken oder verhungern, interessiert mich nur insoweit, als wir sie als Sklaven fiir unsere Kultur brauchen."

Fast die Hälfte aller in deutschen Rüstungsbetrieben Beschäftigten waren Ausländer. Dasselbe gilt für die deutsche Landwirtschaft, die schon Ende 1940 ohne die etwa 2 Millionen dort eingesetzten Zwangsarbeiter nicht mehr in der Lage gewesen wäre, die Lebensmittelproduktion auf dem erforderlichen Niveau zu halten. Die gesamte deutsche Kriegswirtschaft war trotz konsequenter Rationalisierung und des späteren Masseneinsatzes deutscher Frauen alternativlos auf ausländische Zwangsarbeiter angewiesen. Dieser "Reichs-Einsatz" von Millionen Zwangsarbeiter/innen hatte es dem nationalsozialistischen Deutschland überhaupt erst ermöglicht, zusätzlich zur Ernährung der Reichsbevölkerung den Krieg noch weiterzuführen, als seine eigenen Arbeitskraft-Quellen längst versiegt waren. Nur so war der NS-Staat schließlich in der Lage, den im Laufe des Krieges bald zahlenmäßig und materiell um ein Vielfaches überlegenen Gegnern gegenüberzutreten. Das Durchschnittsalter der Zwangsarbeiter lag bei etwa 20 Jahren. Ein Drittel von ihnen waren Frauen und Mädchen, bei denen aus Polen und der Sowjetunion über 50 Prozent, die meisten unter 20 Jahren. Aber auch zahlreiche Kinder von 13 oder 14 Jahren waren als "beschäftigt" gemeldet. Sie alle waren ein gutes Geschäft für das Deutsche Reich, denn ihnen wurden überhöhte Steuern und Beiträge zur Gesetzlichen Rentenversicherung vom ohnehin kärglichen Lohn abgezogen.  Die Reichsdeutsche Rentenversicherung vereinnahmte von Millionen ausländischen Zwangsarbeitern Beitragsleistungen in Milliardenhöhe, wohl wissend, dass deren Beiträge - den erwarteten deutschen Endsieg vor Augen - voraussichtlich niemals Rentenzahlungen auslösen würden. Unter den Millionen ausländischen Zivilarbeitern gab es nur einen ganz geringen Prozentsatz von Personen, die freiwillig nach Deutschland gekommen waren. Der vormalige Thüringer Gauleiter und seit 21. März 1942 "Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz" ("GBA ") Fritz Sauckel räumte im Zuge des Nürnberger Prozesses dazu später selbst ein:

" Von den fünf Millionen ausländischen Arbeitern, die nach Deutschland gekommen sind, sind keine 200.000 freiwillig gekommen."

Postleitzahl Amtliche Mitteilung in der Zeitschrift "Die Rhein-Mai nische Wirtschaft" vom April 1944 über die vermutlich weltweit erste Einführung von Postleitzahlen. Der Grund war - wie auch schon im Ersten Weltkrieg bei den DIN-Normen in der gesam ten Industrie - eine enorme Personal- und Materialein sparung bei der Deutschen Reichspost, denn bis dahin konnten Postbeamte die Adressen auf den Sendungen häufig erst nach einer zeit- aufwendigen Suche zuordnen. Die durch das neue System frei gewordenen Arbeitskräfte konnten an- schließend in der sonstigen Kriegswirtschaft eingesetzt werden. Auch die besetzten Gebiete Polen, Estland, Lettland, Litauen und die Ukraine hat ten damals deutsche Postleitzahlen.

Ein völlig anderer Aspekt ist hingegen die Tatsache, dass Millionen überwiegend junger Männer und Frauen - vorwiegend diejenigen aus Osteuropa - durch die Deportation nach Deutschland dem Kriegsdienst in der Roten Armee und dem gnadenlosen Kampfgeschehen in ihren Heimatländern entgangen sind. Das brachte ihnen bei der Rückkehr nach Kriegsende millionenfach den Vorwurf der Kollaboration mit dem Deutschen Reich ein: Sie wurden erneut drangsaliert und deportiert -jetzt durch die eigenen Landsleute. 

Im Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen befanden sich am 15. August 1941 insgesamt 130.100 Ausländer, im August 1942 waren es bereits 188.444 und im Mai 1943 schon 242.386 (171.030 ausländische Zivilarbeiter und 71.356 Kriegsgefangene). Der Frauenanteil lag hier bei 44 Prozent. 

Von der Zwangsarbeit waren in der Hauptsache vier Personengruppen betroffen: KZ-Häftlinge, zivile Ausländer, Kriegsgefangene und Strafgefangene. Aus moralischer Sicht am verwerflichsten wurden die deportierten und zur Arbeit gezwungenen KZ-Häftlinge behandelt, die ihren baldigen Tod stets vor Augen hatten. Ihnen folgten die zivilen Ausländer, welche ebenfalls fast ausschließlich deportiert und zur Arbeit gezwungen wurden. Kriegsgefangene hingegen mussten nach der Genfer Konvention alle Arbeiten ausführen, die auch von einem Arbeiter des Siegerlandes ausgeführt wurden. Das galt nach dem Genfer Abkommen vom 27. August 1929 jedoch nur für Mannschaftsdienstgrade und für Arbeiten, die nicht den Kriegszielen des Gegnerlandes dienten. 
Fritz Sauckel hatte hingegen schon am 20. April 1942 in seinen "Allgemeinen Grundsätzen des GBA " verfügt:

Alle schon in Deutschland befindlichen Kriegsgefangenen, sowohl aus den West- wie den Ostgebieten, müssen, soweit dies noch nicht geschehen ist, ebenfalls restlos der deutschen Rüstungs- und Ernährungswirtschaft zugeführt, ihre Leistung muß auf den denkbar höchsten Stand gebracht werden. 

Millionen Kriegsgefangene, die so zur Arbeit in der deutschen Rüstungsindustrie gezwungen wurden, müssen demnach ebenfalls als Zwangsarbeiter angesehen werden. Strafgefangene hingegen hatten gegen geltendes Recht verstoßen und mussten daher von vornherein mit schlechterer Behandlung rechnen. Alle Zwangsarbeiterlinnen in Deutschland waren darüber hinaus oft schutzlos den alliierten Bombenangriffen ausgesetzt - die polnischen und russischen Zwangsarbeiter nach Kriegsende zudem in ihren Heimatländern der Bestrafung als Kollaborateure des Deutschen Reiches, die Frauen und Mädchen unter ihnen darüber hinaus durch sexuelle Übergriffe ihrer eigenen Landsleute.